Im Vorfeld zur Ausstellung der Serie A NEW HOPE traf sich Susanne Legerer mit Roman Achitz zu einem Gespräch.
Du beschäftigst dich mittlerweile schon länger mit dem Phänomen „Blockbuster‟ im Allgemeinen und im Speziellen mit „Star Wars‟ von George Lucas. Kannst du dir vorstellen mit deiner Arbeit die Position von Luke Skywalker einzunehmen und George Lucas, der des öfteren erwähnt hatte, Angst zu haben, wie Darth Vader zu werden, eine Rettung anzubieten?
Was wäre das für ein Ende von „Die Rückkehr der Jedi Ritter‟, mit George Lucas unter dem Helm von Darth Vader. „Nur ein einziges Mal möchte ich dich mit eigenen Augen sehen‟. Rettung für ihn wäre nun vielleicht ein Star Wars Musical. Nein, eine radikale Abwendung von dem Merchandise wäre vorstellbar. Ich glaube zwar, dass es sehr schwer ist so spät etwas Neues zu probieren, aber es könnte ja trotzdem wundervoll werden.
Der Übergang ist ein zentrales Thema deiner Arbeit, wie würdest du den Übergang von George Lucas Arbeit zu deinem kreativen Schaffen beschreiben, und vor allem den immanenten Prozess der Einverleibung, der dabei stattfindet?
Die Saga ist ein wichtiger Bestandteil des westlichen Bewusstseins. Wir wachsen heute in einem wahren Dschungel aus unterschiedlichen, konkurrierenden Mythen auf. Aber „Star Wars‟ hatte einfach viele, vorerst unvereinbare Elemente neu miteinander verknüpft. Die Space Opera war ein ganz eigenes Genre. Plötzlich war das Universum kein fremder, unheimlicher Ort mehr. Nein, die dominierende Frage war dort plötzlich, wo ist die nächste Tankstelle?
Die Übergänge sind stilbildend in den Filmen, auch wenn sie, oder vielleicht gerade deshalb, weil sie in anderen filmischen Werken eher verboten sind – sie sind trashig und man kennt sie nun aus Hochzeitsvideos oder Powerpoint Präsentationen. Trotzdem ist es schon unglaublich, dass diese speziellen Blenden zur Trademark von „Star Wars‟ wurden. Die Cutter von „Star Wars‟ haben das Maximum rausgeholt, der Film hat ein ganz unglaubliches, ganz spezielles erzählerisches Tempo. An meinen Bildern kann man das Tempo der jeweils verknüpften Szenen ablesen. Obwohl es sich um Stills handelt, ist dennoch das Tempo spürbar. Eine Blende sollte ja Übergänge zwischen zwei Szenen verwischen, sie nicht so spürbar machen. Deshalb ist es lustig, dass die Star Wars Blenden eigentlich gegenteilig wirken. Sie schreien förmlich, hallo hier ist der Übergang, nimm mich wahr. Deshalb finden sie auch ausserhalb des Star Wars Kosmos wenig Beachtung.
Da du mit einem Kunstgriff spielst, der mittlerweile zu den sozusagen älteren filmischen Spielereien zählt, frage ich mich, ob du auch darüber nachgedacht hast, inwiefern es ein stilistisches Element heutzutage gibt, welches als ein zeitgenössisches Äquivalent zu diesem betrachtet werden kann?
Interessante Frage, aber vielleicht bleiben diese Überblendungen auch weiterhin etwas Einmaliges im Kino. Der Splitscreen ist vom Prinzip her ähnlich, kam aber nie wirklich in Verruf und wird seit den Sechziger Jahren sehr häufig eingesetzt. Vielleicht ermöglicht das 3D Kino neue Schnittmöglichkeiten. Da fällt mir ein, dass auch beim Schnitt innerhalb eines Takes George Lucas vorne dabei war. Hast du gewusst, dass er selbst schauspielerische Performances am Schnittplatz verändert? Zum Beispiel gefällt ihm die Gestik eines Schauspielers in der einen Einstellung, aber dann bevorzugt er die Mimik aus einer Anderen. Er nimmt sich aus zwei oder mehreren Takes die passenden Elemente heraus und montiert sie dann am Computer. Das geht schon ziemlich weit, finde ich. Ganz schön hart für die Schauspieler.
Die öffentlichen Auftritte Lucas sind selten, jedoch prägnant, wie funktionieren für dich seine sehr oft unpräzisen Aussagen über seine Person und sein Werk?
Ich bin manchmal überrascht von seinen Statements. Oder verwirrt.
Warum hast du dich nicht zum Beispiel mit David Lynch beschäftigt? Er stellt gerade im Project Space aus.
Das Zitatespiel von Lynch ist dem von Lucas eigentlich ganz ähnlich. Beide schöpfen ganz unübersehbar und sehr offen aus der Filmgeschichte, sie kombinieren aber ganz anders. Man muss sich nur mal einen David Lynch Film vorstellen, unterlegt mit der Filmmusik von John Williams. Was die Figuren betrifft, da sind klare Parallelen. Von „Blue Velvet‟ bis „Lost Highway‟ gibt es diesen stillen, nachdenklichen Typ, meist von Kyle MacLachlan gespielt. Aber eigentlich könnte ich mir da auch Mark Hamill vorstellen. Zwar nicht vom Aussehen, aber von der Art her, haben diese beiden Schauspieler etwas gemeinsam. Wirklich interessant ist eigentlich, dass wahrscheinlich kein europäischer Filmstudent Lucas nacheifert, Lynch hingegen bewundert fast jeder. Aber das liegt vielleicht auch daran, dass es zwar versucht wurde Lynch zu kopieren, es aber bisher niemandem so richtig gelungen ist. Viele Produktionen hingegen, die auf dem Star Wars Konzept basieren, sind fast ebenso erfolgreich wie die Vorlage. Das Rezept ist auf den ersten Blick halt sehr einfach.
Momentan hast du sehr viel zu tun, wie tankst du neue Energie bei deinem Stundenplan? Und inwiefern beeinflusst dein ständiges auf Achse sein deine Pläne für zukünftige Projekte?
Vor Kurzem wurde ich von Freunden zum Baden eingeladen und bekam eine Adresse. Ich landete in einer ruhigen Vorortsiedlung Wiens. Als ich ankam begrüßte ich einige Leute im Garten und man fragte mich, ob ich mich nicht umziehen wolle. Wofür, dachte ich, kein Pool zu sehen weit und breit. Als mir dann gesagt wurde der Badesee läge hinter dem Wohnhaus, dachte ich zuerst an einen Scherz. Ohne grosse Erwartung warf ich einen skeptischen Blick dahinter und siehe da, hier lag wirklich ein schöner, kleiner See.
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